Schmerzen und Bewegung entstehen in deinem Gehirn!
Schmerzen verstehen
Schmerz ist eine normale Reaktion auf etwas, dass dein Gehirn als Bedrohung wahrnimmt. Die Intensität deiner Schmerzen steht nicht unbedingt im Verhältnis zu einer Verletzung oder einem Gewebeschaden. Schmerzen und die Schmerzerfahrung sind immer abhängig von vielen gleichzeitigen sensorischen und emotionalen Signalen.
Das erklärt auch, warum deine Schmerzen im Laufe des Tages oder der Woche schwanken und niemals 24/7 gleichbleibend anhalten.
Hintergrundwissen:
Wie aus Gefahrensignalen Schmerzen werden
In deinem gesamten Körper hast du Gefahrensensoren verteilt.
Gefahrensensoren messen dauerhaft Informationen
gleichen diese miteinander ab
z.B. hohe Muskelspannung, eine einseitige Belastung oder zu wenig Bewegung
erreicht Gefahrensensor kritischen Schwellenwert wird er aktiviert
sendet ein Signal an das Rückenmark
dort erfolgt Ausschüttung erregender Botenstoffe an der Synapse
diese Synapsen aktivieren „gefahrenmeldenden Neuronen“ im Rückenmark
wird auch hier kritischer Wert erreicht, wird die Gefahrenbotschaft an das Gehirn weitergeleitet
Diese Botschaft wird im Gehirn verarbeitet. Dabei werden unterschiedliche Informationen und Reize interpretiert und miteinander verbunden. Zum Beispiel wie lange hält dieser Zustand schon an, wie gut wird das Gewebe versorgt, wie beweglich ist der Körperteil und die benachbarten Körperregionen, wie wichtig ist dieser Körperteil für das Überleben. Wenn der Beschluss gefasst wird, dass eine Gefahr besteht, wird Schmerz produziert, also ein Schmerzsignal gesendet.
Gehirn möchte den Körper aus der Gefahr bringen
dafür Zusammenarbeit mit verschiedenen Systemen, z.B. Atmung, Körperhaltung, Verdauung und Emotionen
Schmerzen im Rücken führen zum Beispiel zum Aufstehen und sich zu bewegen.
Gefahrenrezeptoren sind die also quasierste Verteidigungslinie des Körpers. Sie machen dich darauf aufmerksam, dass du etwas verändern solltest.
Wenn Schmerzen anhalten
Halten Schmerzen an, wird das Alarmsystem deines Körpers mit der Zeit empfindlicher.
Gefahrmeldende Neuronen werden leichter erregt
produzieren daraufhin mehr Sensoren für erregende Botenstoffe
Gehirn verstärkt die Ausschüttung erregender Botenstoffe an den entsprechenden Synapsen
Reaktionen des Körpers werden immer stärker
intensivere Schmerzwahrnehmung
Gedanken und Einstellungen bezüglich der Schmerzen werden immer mehr einbezogen
Sensibilität wird verstärkt
Schmerzen können sich manifestieren
Gehirn passt sich an diesen Zustand an
Schmerzgedächtnis wird immer häufiger abgerufen
Gefahrensensoren im Gewebe tragen dann letztendlich immer weniger zu der im Gehirn ankommenden Gefahrenbotschaft bei
Der Schmerz hat sich also quasi verselbstständigt. Und selbst, wenn gar kein Gewebeschaden mehr vorliegt, wird dennoch das Schmerzsignal ausgesendet.
Kommen dann noch zusätzliche Stressoren hinzu
wenig Schlaf
ungesunde Ernährung
zu wenig Bewegung
Anspannungen auf Grund von Home Office und Home Schooling
Unsicherheit bezüglich aktueller wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer Lage
privater und beruflicher Situation
fühlt sich der Körper und das Gehirn erst recht bedroht und wird noch sensibler.
Ziel ist es daher immer, dein Aktivitätsniveau allmählich zu steigern.
langsame
sichere
für dich angenehme Bewegungen
Den durch solche Aktivitäten werden im Körper Botenstoffe freigesetzt, die die Gefahrenmeldungen reduzieren. Dies geht wie im Video beschrieben zum Beispiel mit diesen Schmerzmanagement-Werkzeugen.
So bewältigst du deine Situation und deine Schmerzen und kehrst zurück in dein normales bewegtes Leben.
Was kannst du bei Schmerzen tun?
Wichtig ist, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über das Nervensystem einzubinden und dich nicht nur auf die Prozesse im Gewebe zu beziehen. Bei Rückenschmerzen beispielsweise den Fokus vom Rücken auf deinen ganzen Körper zu lenken.
auf Grund von anhalten Schmerzen entstehen Über- oder Unteraktivitätsmuster
führt zu unterschiedlichen Körperhaltungen
folgen können weitere Bewegungseinschränkungen
dadurch minimierte Aktivitäten und Einbußen an Lebensfreude und Lebensqualität
Das spiegelt sich dann bei Rückenschmerzen häufig in Spannungen der hinteren Muskulatur wieder. Der Schulter-Nackenbereich ist verspannt, der untere Rücken fühlt sich steif, die Oberschenkel und Waden wirken fest und angespannt.
Aufklären und verstehen
Nur wer lernt und versteht, kann seine Schmerzen bewältigen. Du hast bereits gelernt:
Schmerzen sind nicht immer gleichbedeutend mit einer Gewebeschädigung.
Schmerzen sind nicht schädlich.
Dein Nervensystem nutzt Schmerzen, um dich zu schützen.
Schmerzen sind eine Aufforderung zur Verhaltensänderung.
Wenn du das verstanden hast, kannst du aktiv werden und dein Körper und Gehirn trainieren um ihm wieder zu vertrauen.
Wie bereits gesagt, bei der Schmerzbewältigung geht es immer um allmähliche Belastungssteigerung. Deine Geduld und dein Durchhaltevermögen sind dafür entscheidend. Es ist wichtig, mit schmerzfreien Bewegungen anzufangen, also langsame und vom Bewegungsumfang geringe Bewegungen, um dem Körper mehr Sicherheit zu geben und dann Stück für Stück aufbauen.
Was Du direkt umsetzen kannst:
Suche dir eine Bewegung aus, die dir bisher immer Schmerzen bereitet hat.
Bewege dich in Zeitlupe
Führe die Bewegung Millimeter für Millimeter durch
Lege deine Hände auf den sonst schmerzenden Bereich
Führe die Bewegung nur in 50% Bewegungsumfang aus, also nur "halbe Strecke!
Teste die Bewegung morgens, mittags abends
Teste die Schmerzmanagement-Strategien aus dem Video:
Stelle dir den Schmerz als Form vor.
Schrumpfe deinen Schmerz.
Vergrößere und löse den Schmerz langsam auf.
Bonus für Motivierte:
Nimm Dir diesen Monat täglich für zwei Minuten Zeit, um deinen Rücken und deine hintere Muskelkette zu mobilisieren und zu aktivieren.
Hier ist ein Artikel von mir zu dem Thema mit einigen Übungen, die du ausprobieren kannst.