Warum nicht mal einen Business Plan schreiben?
Warum nicht mal einen Business Plan schreiben?
Die Menschen, die mich gut kennen, wissen, dass ich mitunter sprunghaft sein kann und ständig mit neuen Ideen auftauche – die fairerweise oft genug auch wieder im Sand verlaufen.
Für viele meiner Freunde und für meine Familie war wohl auch die Entscheidung, meinen Job zu kündigen und mich als Personal Trainerin selbstständig zu machen so eine Schnapsidee. Nicht viele glaubten am Anfang daran, dass ich das durchziehen würde oder waren besorgt, dass ich mich damit übernehmen würde. Schließlich hatte ich eine Bandscheiben-OP und Reha gerade erst hinter mir.
Aber mir war es ernst! Neben den Lizenzen und dem fachlichen Input, den ich mir aneignete, musste ich mich natürlich auch mit all den wirtschaftlichen Aspekten auseinander setzen.
Und wenn man schon mal dabei ist, das Leben umzukrempeln, warum dann nicht richtig und sich fachlichen Rat und Expertise holen?
Auf der DeGUT – den Deutschen Gründer und Unternehmer Tagen hatte ich vom Businessplan Wettbewerb erfahren und dachte mir, diese Chance sollte ich nutzen. Nicht nur, dass man hier, wenn man sein Konzept einreicht, das Feedback von zwei unabhängigen Experten bekommt, auch die Seminare und Workshops die über dieses Format angeboten werden, waren mir eine willkommene Abwechslung, mich mit meiner eigenen Geschäftsidee auseinander zu setzen und Kalkulationen, Marktanalysen und Geschäftsmodelle für meine eigene Idee zu entwickeln.
Ich habe wohl wochenlang alle Menschen in meiner Umgebung damit gestresst, wenn man sich einmal mit einem Geschäftsmodell auseinandergesetzt hat und in diese Denkweise hineingedacht hat, schlummern überall neue Ideen, aus denen man einen Business Plan entwickeln sollte. Sei es zu Hause, im Café, in der Bar – bei Seminaren, Geburtstagen oder Familienfeiern - egal bei welchem Thema, sehr schnell war ich wieder dabei, mein Gegenüber von meiner Idee zu überzeugen.
Bei der 1. Prämierung vom Businessplan Wettbewerb stand ich im Publikum und hörte den Finalisten bei Ihren Pitches zu – so viele unterschiedliche Ideen, und doch alles sehr digital – Hauptziel Optimierung, Algorithmen, Datenoptimierung, Online-Platformen – was sich eben in der Berliner Start Up Szene so alles herumtreibt. Auch bei den Gesprächen am Abend stellte sich schnell heraus, dass ich mit meiner Idee eher ein Paradiesvogel in dem Format bin – kein Investitionsbedarf, keine Datenoptimierung, noch nicht mal schlaue Algorithmen.
Um so überraschter war ich, als ich im Rahmen der 2. Prämierung am Mittwoch vor Ostern deinen Anruf bekam, ich hätte es unter die Top 6 der 2. Runde geschafft und solle bis Sonntag bitte eine Präsentation vorbereiten, einen Pressetext schicken und mich auf einen Pitch am Dienstag vor der Wettbewerbsjury vorbereiten und am Donnerstag gibt es dann einen kleinen Videodreh – na klar, wenn es sonst nichts gibt, was getan werden muss…
Es folgten etwas unentspanntere Ostern als geplant – die Website musste online gehen, Fotos geschossen, Texte geschrieben, eine Präsentation vorbereitet werden.
Der ein oder andere Juror schaute mich während meiner Präsentation etwas verwirrt an – die anderen Top 6 Kandidaten hatten entweder ein Produkt, das es so noch nicht gab, eine Onlineplattform, die die Kommunikation zwischen Forschungseinrichtungen erleichtern soll oder Geflüchtete mit in Berlin lebenden Menschen vernetzen soll.
Ich als Personal Trainerin, die Kunden gerätefreies, ortsunabhängiges Rückentraining anbieten, passte da nicht so recht rein. Wo da die Innovation ist, das Alleinstellungsmerkmal, wie ich mich absetzen will von der Konkurrenz, ob meine Zahlen realistisch kalkuliert sind – ja meine Damen und Herren, dass sind sie, Konkurrenz belebt das Geschäft – eine gute Personal Trainerin mit eigener Krankheitsgeschichte hat definitiv noch Platz auf dem Berliner Markt und – das wichtigste – im Personal Training geht es um Vertrauen und Sympathie.
Ich möchte keine großen Werbeversprechen geben, ich möchte mich nicht als die beste Personal Trainerin verkaufen, was ich aber möchte:
Menschen, die wie ich das Vertrauen in den eigenen Körper verloren haben, wieder Mut machen. Sie davon überzeugen, dass man dem Rücken so einiges zutrauen kann, dass man sich auch mal herausfordern sollte und das es am Ende ein unheimlich befreiendes Gefühl ist, wenn man endlich wieder Spaß an der Bewegung hat und Sport wieder zum Alltag gehört.
Lange Rede – ich habe es am Ende nicht unter die Top 3 geschafft, die anderen Finalisten waren einfach zu gut! Aber Top 6 bei solch einem Wettbewerb ist für mich schon fantastisch!
Auf der Bühne sein eigenes kleines Video zu sehen – naja, sehr seltsames Gefühl, ich bleibe wohl lieber hinter der Kamera.
Den Abend aber mit so vielen wunderbare Menschen gemeinsam zu feiern, so viele neue Kontakte, spannende Projekte, inspirierende Personen kennen lernen zu dürfen, war die Mühe wert.
Danke also an alle, die mich im letzten Jahr unterstützt haben, die mich im Krankenhaus besuchten, mich bei meinen ersten Gehversuchen unterstützt, bei den Stück für Stück immer länger werdenden Spaziergängen begleitet, die Tee- und Kaffepausen in Bibliotheken und Cafès mit mir eingelegt haben, die mich bekocht, mit mir gegessen und das ein oder andere Feierabendgetränk zu sich genommen haben! Ihr seid unglaublich!